Romanwerkstatt

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Der verdammte Vorteil des Uraltmediums Buch: dass man es zuklappen kann. Jederzeit. Im Gegensatz zum Film etwa, der einen in die Klauen der laufenden Bilder nimmt. Und noch entschieden einfacher als beim Krallengriff von Projektionen virtueller Realität. Wo der Ausstieg, das Runterziehn der Brille mit der nicht unerheblichen Angst verbunden ist, man werde aus der paradiesischen anderen Welt herauskatapultiert, mindestens jedoch mit der Sorge, man werde Entscheidendes verpassen, man werde die Monster nicht mehr zur Strecke bringen und ihnen ein ewiges Leben bescheren.

Ein Buch zuschlagen und wieder aufklappen ist ein relativ gefahrloses Unterfangen. Deutlich einfacher, als aus dem Kino zu gehen. Aber das Zuschlagen des Buchdeckels kann natürlich keiner wollen. Schon gar nicht als Urheber, als derjenige, der die Fantasiegebilde aus der Ursuppe hebt. Schwierige Gratwanderung: Bei aller (krimi-notwendigen) Realitätsnähe muss ich also einerseits hinreichend Abstand aufbauen und ermöglichen und andererseits genug Spannung erzeugen, damit man das Buch alsbald wieder aufschlägt.

Rätselhaftigkeit ist das Zauberwort.

Das Undurchschaubarmachen und Überzeichnen der Figuren zum Beispiel. Aber das darf man auch wiederum nicht zu laut sagen, sonst flickt man der eigenen Illusionsmaschine am Zeug, fällt ihr in den Rücken. Die Illusion der Simulation muss schon erhalten bleiben – im Sinne des Ziels Numero 1: Wahrscheinlichkeit der im Schreiben aufgestellten Wirklichkeit.

von Ulrich Land (Kommentare: 2)

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Kommentare

Kommentar von Thomas Földes |

Ja aber hallo, wenn ich Realität will, kann ich ja Arbeiten gehen.
Aber im Buch will ich Scheinwelten, Spannung und Faszination. Also ruhig weiter so. Ich jedenfalls bin mehr als gespannt wie´s weitergeht.

Kommentar von Ulrich Land |

Ich bin jedenfalls ebenfalls "mehr als gespannt, wie's weitergeht". War ein paar Tage auf Tour und hatte reichlich füs Radio zu tun. Bisschen Abstand also vom Krätze-Projekt. Aber jetzt geht's wieder los, und ich bin, wie gesagt, mehr als gespannt ...

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