Romanwerkstatt
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Na ja nun, eine Werkstatt ist letztlich immer banal. Insbesondere dem, der darin Tag für Tag seinem Gewerk nachgeht, muss es natürlich höchst dumpfbräsig vorkommen, die Tür einen Spalt zu öffnen und am Ende auch noch wie ein Fremdenführer Auskunft zu erteilen, aus dem Nähkästchen zu faseln, Betriebsgeheimnisse auszuplaudern.
Ich war mal bei Schwarzwälder Maskenschnitzern in der Werkstatt, um was über ihre Arbeit, ihre Kunst, die Funken ihrer Kreativität in Erfahrung zu bringen. Wie sie Leben in so ein Stück Holz bringen. Hatte mir Wunders was vorgestellt; und letztlich war es, nachdem die Idee, die Figur, das 'Vorbild' der Larve einmal stand, knochenharte, stundenlange Maloche. Eben zu 95% zähe Holzbearbeitung. Klar, hätte man sich denken können.
Also, Leute, erwartet nicht zu viel von meinem Berichtsheft! Keine Ahnung, ob ihr irgendeine Erkenntnis davontragt. Ihr habt es so gewollt. Sonst würdet ihr das Zeugs hier ja nicht lesen. Keiner jedenfalls verlangt von euch, dass ihr den Blick durch den Türschlitz werft. Wenn euch der Einblick zu dürftig ist, schlagt die Tür einfach zu! Das ist ja der online-Vorteil, dass ihr damit den andern nicht auch die Tür vor der Nase zuschlagt.
Ich indes finde an diesem Berichtsheft oder neudeutsch Blog aus der Werkstatt immer mehr Gefallen, weil ich mir beim Verzapfen dieser Dichterweisheiten über mein eigenes Alltags-gewusel klarwerde. Weil ich beim hin und her Überlegen, was für einen Außenstehenden vielleicht womöglich mag sein eventuell denn doch interessant sein könnte, ins Nachdenken komme, was ich da eigentlich jeden Tag und jeden Tag betreibe. Warum ich dies und jenes tue, wie ich dies und jenes eben tue. Und nicht anders. Natürlich kommt man mitten in den Alltagsturbulenzen überhaupt nicht auf die Idee, sich darüber Gedanken zu machen. Mal ganz lustig. Auch wenn da jetzt vielleicht am Ende keine bahnbrechenden Einsichten ans Tageslicht kommen, auch wenn ich keine ausgefeilten Poetik-Vorlesungen zu bieten habe, auch wenn ich hier eher praktisch als theoretisch denke.
Ich weiß auch nicht genau, ob ich fürs Schreiben auf die Theoriespeicher unter meinem Schädeldach zugreife. Immerhin liegt mein Germanistikstudium Jahrzehnte zurück. Der Bestand an Theorie(n) ist längst in dumpfe Tiefen abgesunken und taucht zur allgemeinen Verblüffung ab und an wieder auf. Vermutlich nicht immer unbeschadet. Auf alle Fälle glaube ich fast, es braucht zum Schreiben gar nicht viel Theorie. Eher Übung, Mut, Lust und Lektüre [Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit und richtige Reihenfolge]. Und kein Geheimwissen. Schreiben kann man lernen. Definitiv.
Denn, wie gesagt, die Schreiberei ist kein Hexenwerk. Auf weite Strecken nicht. Und da, wo vielleicht doch was Magisches mitschwingt, da weiß ich selbst nicht, wie was passiert. Wie die Idee und diese Idee und dann diese noch in den Kopf kommt. Und ich weiß auch nicht, ob ich's wirklich wissen will. Weil ich nicht weiß, ob das Wissen darum, genau diesen Zauber zerstören würde. Wobei ich, wenn ich ehrlich bin, die naive Zuversicht hege, dass im Zweifel der Zauber stärker ist als die rationale Durchdringung, als die analytische Aufzeichnung, als die theoriegestützte Zerlegung der Ideengeburt. Genau wie im wirklichen Leben die klugen medizinischen Weisheiten dem Faszinosum der Geburt keinerlei Abbruch tun. Liegen einfach auf einer anderen Ebene.
von Ulrich Land (Kommentare: 0)
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